Aufgrund des Verlustes von Liquor im Bereich der Wirbelsäule kommt es bei den betroffenen Patienten zu typischen Veränderungen im Kopf. Diese Veränderungen resultieren daraus, dass der fehlende Liquor durch die Volumenzunahme anderer Strukturen ersetzt werden muss und können in der Magnetresonanztomografie (MRT bzw. MRI von engl. Magnetic Resonance Imaging) nachgewiesen werden.
Dabei gelang es unserer Arbeitsgruppe am Inselspital unter einer Vielzahl von bildgebenden Kriterien die sechs sensitivsten Zeichen für das Liquorverlustsyndrom zu definieren und diese zu einem einfachen diagnostichen Score zu kombinieren. Anhand dieser Kriterien kann die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines Liquorverlustsyndroms abgeschätzt werden und in «gering», «intermediär» oder «hoch» eingeteilt werden.

Die 6 indirekte Zeichen im Kopf MRI bei Patienten mit einem Liquorunterdrucksyndrom:

1. Kontrastmittel-Anreicherung der Dura
2. Subdurale Flüssigkeitsansammlungen (subdurale Hämatome und Hygrome)
3. Kongestion (Aufstau) der grossen venösen Blutleiter
4. Hyperämie der Hypophyse führt zur Verkleinerung der suprasellären Zisterne (< 4 mm)
5. Aufliegen des Hirnstamms auf der Schädelbasis: Verkleinerung der präpontinen Zisterne (< 5 mm)
6. Absacken des Hirnstamms: kleiner mamillopontiner Abstand (< 6.5 mm)

(A) Die Illustration zeigt ein normales Gehirn. 
(B) Die Illustration zeigt typische Veränderungen, welche bei Patienten mit einem Liquorverlustsyndrom nachweisbar sind:

• 1) Abgerundete und erweiterte venöse Blutleiter 
• 2) Kontrastmittel-Aufnahme der Hirnhäute (Dura) 
• 3) Superfizielle Siderose 
• 4) Vergrösserte Hirnanhangdrüse (Hypophyse) 
• 5) Interkavernöser Sinus 
• 6) Verkleinerung der suprasellären Zisterne (< 4mm) 
• 7) Subdurale Kollektionen (subdurale Hämatome oder Hygrome).

Die grösste Herausforderung bei der Suche nach dem Liquorleck besteht darin, dass der wenig Millimeter grosse Riss oder die Fistel entlang der gesamten Wirbelsäule auftreten kann. Dabei gleicht die Suche nach dem Liquorleck häufig der Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen.

Um die Fragen zu beantworten, haben wir am Inselspital ein spezielles Stufendiagnostik-Protokoll entwickelt, das mit grosser Sorgfalt und hochstandardisiert von einem spezialisierten und erfahrenen Neuroradiologen durchgeführt wird. Im ersten Schritt wird ein spinales MRI durchgeführt, welches es erlaubt zu beurteilen ob Liquor ausserhalb der Dura nachweisbar ist. Das MRI liefert Informationen, welche im Falle einer weiteren Abklärung mittels Myelographie für die Planung entscheidend sind.

MRI Bilder der Wirbelsäule zeigen Liquor, welcher ausserhalb der harten Hirnhaut (Pfeile) nachweisbar ist. Der Liquor ist durch eine undichte Stelle der Dura ausgetreten – die genaue Lokalisation des Lecks ist im MRI nicht möglich und bedarf einer weiterführenden Abklärung mittels dynamischer Myelographie.

Der Eingriff wird beim wachen Patienten durchgeführt. Nach gründlicher Desinfektion, sterilem Abdecken und einer lokalen Anästhesie wird eine spezielle Punktionsnadel zwischen den Dornfortsätzen der unteren Lendenwirbelkörper in Richtung Wirbelkanal vorgeschoben (auf dieser Höhe befindet sich kein Rückenmark). Die Nadel wird soweit vorgeschoben

bis spontan Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) nach aussen tropft. Nun wird in den Rückenmarkskanal (intrathekal) ca. 20 ml röntgendichtes Kontrastmittel injiziert, welches auf Grund des höheren Eigengewichtes der Schwerkraft nach, unten im Kanal absackt.
Danach werden die Füsse des Patienten am Untersuchungstisch fixiert und der Tisch langsam in Kopftieflage gekippt. Hierbei werden Aufnahmen gemacht um die Höhe des Duradefektes zu lokalisieren. Da der Defekt entlang der gesamten Wirbelsäule auftreten kann, gelingt es in manchen Fällen nicht direkt beim ersten Mal die genaue Höhe zu finden, jedoch den Bereich einzugrenzen. In diesem Fall ist eine Wiederholung der Untersuchung am Folgetag notwendig.