Als eines von drei Schweizer Zentren mit der höchsten Fallzahl hat das Inselspital in Bern den Leistungsauftrag im Bereich der hochspezialisierten Medizin für die prächirurgische Epilepsiediagnostik und die chirurgische Behandlung der refraktären Epilepsie. Hierbei arbeitet die Universitätsklinik für Neurologie eng mit der Universitätsklinik für Neurochirurgie und dem Universitätsinstitut für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie sowie mit Ingenieurinnen und Ingenieuren und mit Neurowissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern zusammen. Im Rahmen der Epilepsieabklärung steht am Inselspital ein klinisch zugelassenes Ultrahochfeld-Magnetresonanztomographie-System (UHF-MRT) mit der notwendigen klinischen Expertise zur Verfügung. Dieses fortschrittliche Bildgebungsverfahren ermöglicht es, noch feinere Details im Gehirn darzustellen, die mit herkömmlichen MRT-Systemen nicht sichtbar wären. Dadurch wird die diagnostische Genauigkeit erheblich verbessert, was einen wesentlichen Vorteil für die Diagnostik und Behandlung von Epilepsie darstellt.
Die Anfallsüberwachungsstation «Seizure Unit» hat folgende drei Hauptfunktionen:
- Epileptische Anfälle und anfallsartige Episoden unklarer Ursache werden abgeklärt. Es geht darum festzustellen, ob es sich um eine Epilepsie handelt oder ob eine Differenzialdiagnose wie z.B. Herzrhythmusstörungen, Schlafstörungen etc. vorliegt.
- Bekannte Epilepsien werden mittels EEG-Monitoring (Elektroenzephalografie) überwacht, um festzustellen, wie hoch die Anfallsrate ist und ob eine entsprechende medikamentöse Therapieanpassung und -optimierung vorgenommen werden kann.
- Durch die Aufzeichnung der elektrischen Hirnaktivität mittels EEG kann die Hirnregion, von welcher die Anfälle ausgehen, identifiziert und lokalisiert werden. Dies ist insbesondere bei prächirurgischen Untersuchungen relevant, um abzuklären, ob ein epilepsiechirurgischer Eingriff helfen kann.
Für die Aufzeichnung werden Patientinnen und Patienten auf der Seizure Unit aufgenommen. Während ihres ein- bis zweiwöchigen Aufenthalts tragen sie ständig ein EEG, zuerst mit Oberflächen-Elektroden auf der Kopfhaut und später, falls nötig, mit Tiefenelektroden im Gehirn. Die 24-Stunden-Video-EEG-Überwachung ermöglicht eine detaillierte Analyse der Anfälle, um die optimale Behandlungsstrategie zu entwickeln, Therapieanpassungen vorzunehmen und die Möglichkeiten einer Operation abzuklären.
Die Seizure Unit ist ins neue Anna-Seiler-Haus gezogen und hat ihren Betrieb im Stockwerk K aufgenommen. In zwei videoüberwachten Zimmern stehen insgesamt vier Betten zur Verfügung. Der nahegelegene Kontrollraum mit zahlreichen Überwachungsmonitoren gewährleistet Tag und Nacht eine Reaktionszeit von nur 30 Sekunden bei einem epileptischen Anfall. Diese Verbesserung ermöglicht den Fachpersonen aus Epileptologie, Pflege sowie Neurophysiologischer Diagnostik eine sofortige Hilfe sowie die unmittelbare Durchführung von Tests zur Lokalisierung der Anfälle und zur Untersuchung der Hirnregionen.
Die neuen Räumlichkeiten und die Rund-um-die-Uhr-Überwachung im Anna-Seiler-Haus des Inselspitals sind ein bedeutender Fortschritt für die hochspezialisierte Epilepsiediagnostik und -behandlung am Inselspital.
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